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7. (Seelen-)Verwandte Kameras

Da im Zusammenhang mit Klappkameras immer wieder andere, einfache Rollfilmkameras der gleichen Generation genannt werden, sollen zumindest der Vollständigkeit halber Bakelitkameras, Tubuskameras, Boxkameras sowie die Modelle Agfa Click und Agfa Clack, die sich oft auf Flohmärkten finden, vorgestellt werden.

7.1 Kameras mit Objektivtubus

Klappkameras stellen den technisch einigermaßen anspruchsvollen Versuch dar, für die nötigen Brennweiten und Filmgrößen einer Rollfilmkamera eine möglichst kompakte Transportform zu schaffen, was ja den meisten Kamerakonstrukteuren sehr gut gelungen ist.

Eine Abart der gleichen Zielvorstellung wird mit Tubuskameras verwirklicht, deren Objektiv in einem Schraub- oder Schiebetubus sitzt. Im Transportzustand sind diese Kameras meistens ca. 4-5cm dick, da die Tubuslänge mindestens die Hälfte der erforderlichen Brennweite betragen muß.

Viele Tubuskameras sind allerdings technisch sehr einfach gehalten; sie haben keine Möglichkeit der Entfernungseinstellung, nur zwei Blenden und oft auch nur einen einfachen Verschluß mit zwei Zeiten. Sie sind daher nicht so vielseitig verwendbar wie eine gute Klappkamera. Dennoch lassen sich mit ihnen oft erstaunlich gute Bilder machen, die, wenn man sie im Drogeriemarkt entwickeln läßt, oft nicht schlechter aussehen als die mit modernem Kompaktgerät und Superzoom auf Kleinbildmaterial belichteten Bilder.

Tubuskameras markieren außerdem in der Geschichte der Werkstoffe einen wichtigen Abschnitt, da es unter ihnen eine ganze Reihe von Kameras gibt, die weitgehend aus Bakelit gefertigt sind. Von diesen Bakelitkameras werden hier auch einige Exemplare gezeigt. Wenn kein Bakelit verwendet wird, dann wird in den meisten Fällen Blech verwendet, und nur die besseren Modelle enthalten auch Gußteile.

Trotz der baulichen Unterschiede zu Klappkameras sollen an dieser Stelle ein paar klassische Vertreter der Tubuskameras vorgeführt werden, da sie sich ursprünglich an ähnliche Käuferschichten wendeten.

Agfa Isola 6x6

Die ist eine einfache Kamera mit versenkbarem Tubus im Stile von Leica und verschiedener Bakelitkameras (Photax, Rheinmetall, etc.). Das Objektiv ist ein Agfa Agnar 1:6,3/75mm. Mit einem Singlo-2-Verschluß (B, 1/30 und 1/100) sowie zwei Blendenstellungen (1:6,3 und 1:11) ausgestattet, gelingen mit dieser Kamera durchaus sehr ansprechende Bilder. Die Kamera hat immerhin eine Auslöseverriegelung, so daß Doppelbelichtungen nicht möglich sind. Die abgebildete Kamera wurde auf dem Flohmarkt für 5 Euro gefunden.


Der Tubus eingefahren



Der Tubus ausgefahren


Zu beachten ist, daß es von der Isola verschiedene Ausführungen gab, die durch Zusätze im Namen unterschieden wurden. Im Gegensatz zur Agfa Isola mit dem dreilinsigen Agnar -Objektiv gab es noch eine Agfa Isola I mit Meniskuslinse (produziert deutlich schlechtere Bilder), einem vereinfachten Verschluß und einer auf drei Motivkategorien reduzierten Entfernungseinstellung.

Bilora

Eine optisch ansprechende Tubuskamera aus Blech, leider nur zwei Blendenstellungen (Sonne und Wolken), der Verschluß erlaubt nur Moment- und Zeitaufnahmen. Preis beim Händler: 10 Euro.


Der Tubus eingefahren



Der Tubus ausgefahren


Paxina

Die Paxina ist ein gehobener Vertreter der Familie der Tubuskameras. Das Obektiv ist ein Pointar von Schneider-Kreuznach im Vario-Verschluß. Die Kamera ist um einen Gußrahmen aufgebaut, was eine höhere Maßhaltigkeit als eine einfache Blechkonstruktion garantiert.


Der Tubus eingefahren



Der Tubus ausgefahren


Photax 6x9

Die Photax 6x9, eine echte Bakelitkamera, ist eine elegante Kamera mit versenkbarem Tubus, leider jedoch ohne Entfernungseinstellung. Hier die Kamera nochmals mit ausgefahrenem Tubus.

VEB Rheinmetall Perfekta

Die VEB Rheinmetall Perfekta ist eine Bakelitkamera für das Format 6x6 mit drei Verschlußzeiten, aber auch nur einem Fixfokus-Objektiv. Die Kamera weist mehrere Besonderheiten auf: der Tubus ist rechteckig und wird nur geschoben, nicht gedreht. Außerdem gab es die Kamera sowohl in einer DDR-Version als auch in einer Exportversion für das westliche Ausland.

Ein weiteres Produkt des gleichen Herstellers ist die Perfekta Box, eine einfache Kamera mit feststehendem Objektiv. Auch zu dieser Kamera gibt es eine Anleitung.

Pouva Start

Die Pouva Start ist eine einfache Rollfilmkamera, die in den 1950er Jahren in mehreren Ausführungen von Karl in Freital hergestellt wurde. Das Duplar 1:8 ermöglicht brauchbare Aufnahmen, obwohl es sich um eine Fixfokus-Konstruktion handelt. Zu dieser Kamera gibt es sogar noch eine Bedienungsanleitung.

7.2 Box-Kameras, Agfa Click und Agfa Clack

Einen Schritt weiter in der Vereinfachung gehen Box-Kameras sowie die berühmten Agfa Click und Agfa Clack. Diese haben nur eine feste Entfernungseinstellung und höchstens zwei Blendenstellungen. Außerdem haben sie eine gekrümmte Filmauflage, mit der teilweise die Abbildungsfehler des Objektivs kompensiert werden. Wie die gelungenen Aufnahmen von Enthusiasten belegen, lassen sich auch mit diesen Kameramodellen noch schöne Bilder machen, wenn auch der Gestaltungsfreiraum gegenüber einer guten Klappkamera nochmals erheblich eingegrenzt ist. Auch zur Synchro-Box gibt es eine Bedienungsanleitung ( Seite 1, ( Seite 2, von Stefan Nützel).

J. Stöver schreibt:

Was mir aufgefallen ist: Durch die ,,flächendeckende'' minimale Unschärfe wirken die Vergrösserungen (bei mir bis 30x40cm) oft weichgezeichnet, geradezu verträumt. Inzwischen versuche ich, genau diese Eigenart bei der Bildgestaltung zu nutzen.


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